Anlass für die ungewöhnliche Aktion von Ratioform war ein Versanddienstetest der Stiftung Warentest kurz vor Weihnachten 2010 („test“-Ausgabe 12/2010). Das erschreckende Ergebnis: Mehr als 40 Prozent der Pakete erreichten ihre Empfänger mit beschädigtem Inhalt! Dabei sind oft gar nicht die Paketdienste schuld, sondern mangelhafte Verpackungen. Und die Experten von Ratioform zerbrechen sich täglich den Kopf darüber, wie Waren aller Art sicher von A nach B transportiert werden können. Geschäftsführer Michael Vollmer: „Wir wollten wissen, ob unsere Standard-Transportverpackungen unter realen Versandbedingungen den Belastungen einer Weltreise standhalten. Natürlich reisen die wenigsten Waren gleich um den ganzen Globus, aber wir wollten es uns nicht zu leicht machen.“
Als „Crashtest-Dummies“ für Ratioform im Einsatz waren ein Weißbierglas, eine PC-Platine und ein, mit 2,5 Kilogramm ziemlich schwerer Bildband mit dem sinnigen Titel „Nomaden der Lüfte“. Die drei Gegenstände gingen in passenden Versandverpackungen von Ratioform auf die Reise. Das Buch wurde, denkbar einfach, verpackt in die Universalverpackung Varistar aus Wellpappe mit Kantenschutz und doppeltem Selbstklebeverschluss. Die Platine schützte ein Antistatik-Kunststoffbeutel und die Spezialverpackung VarioPac mit aufkaschiertem Noppenschaum. Das Weißbierglas wurde zunächst mit großnoppiger Luftpolsterfolie eingeschlagen. Als Umverpackung diente ein einwelliger Pappkarton, rundherum ausgefüllt mit Knüll-Pack-Papierpolstern und sicher verschlossen mit Packband.
Bei der vorgegebenen Route legte Ratioform besonderen Wert auf möglichst unterschiedliche Klimazonen und Transportmittel. Denn Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur oder Erschütterungen wirken auf die Verpackung und auf das versendete Produkt. Also sollten die Pakete auf der Straße und per Flugzeug transportiert und dabei mehrmals umgeladen, sortiert und wieder verladen werden. Startpunkt für die Weltreise war die Unternehmenszentrale von Ratioform in Pliening bei München.
Erste Station: New York
Nach ihrem Flug über den Atlantik erreichen die Pakete New York und passieren umfangreiche Zoll- und Sicherheitskontrollen. Die Auslieferung erfolgt an eine Adresse in Manhattan. Ein dort gemachtes Foto zeigt, dass die Verpackungen schon deutliche Transportspuren aufweisen. Seit dem Start in München sind auch schon 120 Stunden vergangen. Dabei legten die Verpackungen über 6.500 Kilometer in Flughöhen von mehr als 11.000 Metern zurück.
Zweite Station: Sydney
Vier Tage später haben die Pakete auch den Pazifischen Ozean überquert, sind im Land der Kängurus gelandet und wurden an eine Adresse im Zentrum von Sydney ausgeliefert. Nach weiteren 16.000 Kilometern wird erneut ein Foto gemacht. Die Verpackungen wirken leicht mitgenommen, aber äußerlich intakt. Ist das Weißbierglas noch heile oder besteht es vielmehr aus einem Haufen Scherben? Hat der wunderschöne Bildband schon kaputte Ecken und Risse im Einband? Wird die Platine auch nach dem Versandtest ihren Dienst in einem PC verrichten können? Fest steht lediglich, dass die Pakete Australien wieder verlassen und nun nach Asien reisen.
Dritte Station: Singapur
Jetzt haben die drei Pakete eine Etappe von 6.300 Kilometern absolviert und werden im Stadtstaat Singapur ausgeliefert. Immerhin, bis hierher haben sie es geschafft. Auch auf dem in Südostasien gemachten Foto sind zwar unverkennbare Verformungen, aber keine Auflösungserscheinungen der Verpackungen festzustellen.
Vierte Station: Johannesburg
Wiederum 8.700 Kilometer weiter nimmt der südafrikanische Adressat die drei Pakete in Empfang. Auf dem Foto sieht man allen Paketen die Spuren der Belastung an. Ob die Standard-Buchverpackung noch weitere 8.400 Kilometer verkraftet? Das Bild zeigt deutliche Stoßstellen an den Kanten des Pakets…
Zurück am Ausgangspunkt: München
Der Paketdienst liefert alle drei Pakete an die Zentrale von Ratioform in Pliening aus. Die Transportverpackungen haben über 45.900 Kilometer „auf dem Buckel“. Zum Vergleich: Die Erde hat am Äquator einen Umfang von 40.075 Kilometern. Äußerlich sind die Belastungen der Pakete deutlich zu erkennen. Doch wie sieht es im Inneren aus? Nach 21 Tagen zurück am Ausgangsort gibt es keine böse Überraschung, aber viel Freude beim Auspacken: Weißbierglas, Platine und Buch sind unbeschädigt um die Welt gereist!
Das Fazit von Michael Vollmer: „Unser Härtetest hat gezeigt, dass auch empfindliche Waren in Standardverpackungen einen Transport rund um die Welt unbeschädigt überstehen.“ Versender sollten unbedingt eine geeignete Verpackung verwenden, denn so lassen sich Transportschäden fast immer vermeiden. „Wird ein Paket verschickt, entfallen nur etwa 20 Prozent der Kosten auf das Material. Die so genannten Prozesskosten, also die Kosten für Beschaffung, Lager und Packzeit, verursachen 80 Prozent der Aufwendungen“, so Vollmer.